Audismus? Das ist eine Entwicklungsstörung, oder? Nein, bitte nicht mit Autismus verwechseln! „Audismus“ meint die Diskriminierung von gehörlosen Menschen von der hörenden Gesellschaft, weil die auditive Wahrnehmung (=Hören) fehlt. Die Foto-Ausstellung von der tauben Künstlerin Xenia Dürr zeigt Situationen, in denen genau das passiert. Zum Beispiel beim Familien-Geburtstagsfest, wenn alle sprechen und die gehörlose Person von der Kommunikation ausgeschlossen ist. Oder in der Schule, wo der Fokus auf Lautsprache und Sprechen-Lernen liegt und Gebärdensprache lange verboten war und auch heute noch oft unerwünscht ist.
Am 29.10.2024 hat der Gehörlosenverband Tirol eine Führung durch die Foto-Ausstellung „Audismus“ organisiert und ca. 15 Frauen waren dabei. Monika Mück-Egg hat die Führung gemacht und Fragen zu den Fotos gestellt. Es war spannend und sehr unterschiedlich, was sich die hörenden und gehörlosen Zuschauerinnen bei den Fotos gedacht haben. Ein paar gehörlose Frauen waren mutig und haben von Situationen aus ihrem Leben erzählt, in denen sie selbst Audismus erlebt haben. Es war sehr emotional und oft waren Gänsehaut Momente dabei.
Die Ausstellung ist wirklich sehenswert und weil wir alle der Meinung sind, dass noch mehr gehörlose und hörende Menschen die Fotos sehen und über dieses Thema reden sollten, möchte der Gehörlosenverband Tirol die Foto-Ausstellung nächstes Jahr ins Gehörlosenzentrum nach Innsbruck holen. Wir hoffen, es klappt!
Xenia Dürr ist 35 Jahre alt, Fotografin und taube Aktivistin. Sie wurde in Bregenz geboren und lebt derzeit in Berlin.
Plakat: In der Ausstellung haben wir über dieses Bild gesprochen, das auch am Ausstellungs-Plakat war. Hier ein paar Gedanken unserer Gruppe dazu: "Der Hund ist wie ein Gehörloser - er wird vom Gespräch ausgeschlossen", "Abgestellt", "Nicht auf Augenhöhe", "Die Frauen lachen und der Hund sitzt daneben und schaut zu", "Mit ihrer Hand stoppt die Frau rechts die Teilnahme am Gespräch", "Ich kenne solche Situationen sehr gut", "Ich fühle mich oft wie ein Hund und mache das, was andere erwarten / mir auftragen".